It's Vulva. Not Vagina.
- Natalie
- 19. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Mai
Mythen über den weiblichen Körper – It’s Vulva. Not Vagina.
Wie Sprache unseren Blick formt
Kaum ein Körperteil ist mit so viel Unwissen, Scham und sprachlicher Verwirrung belegt wie die Vulva. In Gesprächen, Medien und selbst im Biologieunterricht wird häufig von der „Vagina“ gesprochen – obwohl eigentlich die Vulva gemeint ist. Diese sprachliche Unschärfe ist kein Zufall. Sie ist Ausdruck einer langen Geschichte, in der der weibliche Körper oft nicht benannt, nicht gezeigt, nicht verstanden wurde.
Und doch ist Sprache mehr als nur ein Werkzeug zur Kommunikation. Sie formt unser Denken. Sie bestimmt, was wir sehen – und was unsichtbar bleibt. Wenn wir also über „die Vagina“ sprechen, obwohl wir eigentlich die Vulva meinen, perpetuieren wir ein Muster: weibliche Körperteile werden verkürzt, verzerrt oder tabuisiert dargestellt - Höchste Zeit, damit aufzuräumen.
1. Vulva ≠ Vagina – eine Begriffsklärung
Zuerst einmal zur Anatomie:
Die Vulva bezeichnet das äußere Genital – also das, was von außen sichtbar ist. Dazu gehören die äußeren und inneren Vulvalippen (oft als „Schamlippen“ bezeichnet – ein Begriff, der überholt und problematisch ist), die Klitoris, der Venushügel, die Harnröhrenöffnung und der Scheideneingang.
Die Vagina hingegen ist der innere, muskuläre Kanal, der die Vulva mit der Gebärmutter verbindet.

Wenn in Alltagsgesprächen von der „Vagina“ die Rede ist, ist damit in vielen Fällen die Vulva gemeint – nur weiß es kaum jemand.
Diese sprachliche Verwechslung ist mehr als ein kleiner Fehler. Sie ist Teil eines größeren Problems: Die Vulva bleibt oft unerwähnt, unsichtbar und dadurch auch unbesprochen. Und das hat Folgen.
2. Warum diese Unterscheidung wichtig ist
Die Ungenauigkeit in der Sprache zeigt sich auch in der Bildung, in der Medizin und im kulturellen Diskurs. In der schulischen Sexualaufklärung wird oft nur das Nötigste besprochen – und das meistens beschämt oder verklemmt. Die Vulva kommt häufig gar nicht oder nur am Rande vor.
Das Ergebnis? Viele junge Menschen – vor allem Mädchen und FLINTA* – kennen ihre eigene Anatomie kaum. Laut einer britischen Studie von The Eve Appeal aus dem Jahr 2018 konnten weniger als 50 % der befragten Frauen ihre Vulva korrekt benennen oder zeichnen. Und das in einer Zeit, in der Informationen eigentlich überall verfügbar sind.
Dieses Unwissen ist nicht harmlos. Es führt dazu, dass viele Menschen ihren Körper nicht selbstbewusst erleben oder nicht in der Lage sind, Beschwerden genau zu beschreiben – was z. B. in ärztlichen Gesprächen ein echtes Problem darstellt.
3. Körperwissen ist Körpermacht
Die Art, wie wir über den Körper sprechen, hat konkrete Auswirkungen auf das Körpergefühl und die Selbstwahrnehmung. Wer die eigenen Genitalien nicht benennen kann, hat es schwer, Grenzen zu setzen – sei es in der Sexualität, in medizinischen Kontexten oder im Alltag.Sprache ist Macht. Und wer über seinen Körper nicht sprechen kann, kann ihn auch schlechter bewohnen, verteidigen oder gestalten.
Deshalb ist Aufklärung wichtig – nicht nur in Schulen, sondern auch im öffentlichen Diskurs. Es geht nicht um pedantische Begrifflichkeiten, sondern um Sichtbarkeit, Wissen und Selbstbestimmung.

4. It’s Vulva. Not Vagina. – eine politische Botschaft
Diese scheinbar kleine Korrektur wurde in den letzten Jahren zu einem Statement. Feministische Künstlerinnen, Bildungsprojekte und Aktivistinnen haben „It’s Vulva. Not Vagina.“ zu einer Art Leitsatz gemacht.Die Vulva Gallery, die britische Kampagne #KnowYourVulva oder zahlreiche Aufklärungsformate auf Social Media machen sichtbar, was lange unsichtbar war.
Hinter dem Satz steht eine klare Botschaft: Wissen ist Macht. Benennen ist Erkennen. Und Sichtbarkeit ist der erste Schritt zu echter Gleichberechtigung – auch in Bezug auf den Körper.
Fazit: Benennen heißt anerkennen
Wenn wir anfangen, die Dinge richtig zu benennen, verändern wir mehr, als wir denken. Wir holen ein Körperteil aus dem Schatten der Verdrängung und geben ihm seinen Platz in der Sprache – und damit auch im Bewusstsein.
Vulva ≠ Vagina.Ein kleiner Unterschied in der Wortwahl – mit großer Wirkung.
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