Vor einigen Tagen ging ich mit Mocca in ein nahegelegenes Einkaufszentrum, um dort ein bisschen mit ihm Alltagssituationen zu trainieren und mir Blumen zu kaufen. Vorweg: ich bin weinend und ohne Blumen wieder nach Hause.
Als wir im Center ankamen begrüßte uns eine freundliche Hündin ohne Leine. Ihr Besitzer stand ca. 5 Meter entfernt und war nicht erfreut über unser Treffen. Relativ schnell rief er seine Hündin zu sich ran. Aber keineswegs freundlich, sondern in diesem unterdrückten Schreien durch zusammengedrückte Lippen. Mein Magen zog sich sofort zusammen. Die Hündin zeigt deutliches Meideverhalten (geduckter Gang, lecken, weiß in den Augen), als sie in Richtung ihres Besiters ging und schließlich zwei Meter vor ohm sitzen blieb. Ihre ganze Körpersprache schrie ANGST. Sie wollte schlicht nicht zu ihrem Besitzer. Sein unterdrücktes Schreien wurde immer hasserfüllter und lauter bis er schließlich "dann hau doch ab du Miststück" schrie und dies mit einer Drohgebärde untermalte. Die Hündin stand auf und lief gebückt mit eingezogenem Schwanz in einen Blumenladen hinein und versteckte sich dort im Büro unter dem Schreibtisch.
Ich und viele andere haben diese Szene beobachtet. Und ein älterer Herr sah mich an und sagte „der Hund ist ja vollkommen verängstigt“ und ich nur „ja“. In meinem inneren brodelte es und mein Hirn ließ auf Hochtouren um die eine Antwort auf die Frage zu finden: was kann ich jetzt tun?! Ich hatte Mocca dabei und der Besitzer der Hündin machte auch mir Angst. IIch beschloß erstmal nach der Hündin zu sehen. Eine der Verkäuferinnen des Blumenladens hatte die Hündin in der Zwischenzeit entdeckt und fragt mich, ob diese zu mir gehören würde. Nachdem ich ihr die Situation geschildert hatte fragte sie mich: "Was machen wir dann jetzt?"
Ich hatte noch immer keine Antwort auf diese Frage.
Schließlich kam der Besitzer und zerrte seine Hündin aus dem Büro. Um Mocca zu schützen, ging ich auf Abstand und setzte mich neben ihn auf den Boden. Dann musste ich mit ansehen, wie der Besitzer, nachdem die Hündin bereits ganz still und ängstlich zwischen seinen Beinen saß, trat, ihr fest in die Lefze kniff und sie beschimpfte.
Mir kamen die Tränen. Aus Wut. Auf Mitgefühl. Aus Hilflosigkeit.
Als der Besitzer sie dann noch an dem Kettenhalsband doll an sich ran zog, sie sogar hoch hob, obwohl sie ihm folgte, hielt ich es nicht mehr aus und rief ihm hinterher, dass er seinen Hund misshandele. Der Mann blieb stehen, drehte sich zu mir und antwortete, dass er das nur macht, weil sie nicht hört. Woraufhin ich rief, dass ich auch zu niemandem gehen würde, der mich anschreit und vor dem ich Angst habe. Er blickte mich an, drehte sich um und ging. Die Hündin weiterhin hinter sich her zerrend.
Ich lief mit Mocca nach Hause und brach in Tränen aus. Der Anblick dieser verängstigten Hündin brach mir das Herz. Ich konnte und kann nicht verstehen, wie jemand, dessen Aufgabe es eigentlich ist, sein Tier zu schützen, ihr mit Liebe, Verständnis und Zuneigung zu begegnen, mit so viel Hass begegnen kann, weil das Tier nicht „funktioniert“.
Ich wollte ihr helfen und wusste nicht wie. Ihren (An-)Blick werde ich nie vergessen. Deshalb habe ich mich jetzt informiert. Damit ich weiß, wie ich mich beim nächsten Mal (was hoffentlich nie der Fall sein wird) verhalten kann.
Wie ist die rechtliche Lage?
In § 1 des Tierschutzgesetz heißt es: Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.
Weiterhin regelt das Tierschutzgesetzt auch, was mit Menschen geschieht, die dem zuwider handeln und ihrem Tier erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügen. Eine Freiheitsstrafe ist möglich, eine Bestrafung wegen einer Ordnungswidrigkeit in einem solchen Fall jedoch wahrscheinlich (§17 und 18).
Dennoch sind die Möglichkeiten sehr gering, da hohe Anforderungen an den Nachweis der erheblichen Schmerzen/Leiden gestellt werden.
Was ihr tun könnt!
Auf verschiedenen Plattformen habe ich viele Tipps gefunden. Unter anderem hieß es, man solle die Situation dokumentieren, sich Mitstreiter suchen, sich ggf. an das Veterinäramt wenden (wenn man den Halter kennt) oder PETA um Hilfe bitten. Und man soll das Gespräch mit dem Besitzer suchen. Etwas, dass mir klar wurde, als ich mich beruhigt hatte. Ich hätte versuchen können dem Besitzer freundlich klar zu machen, dass sein Verhalten seinem Hund gegenüber nicht fair ist. Dass sein Hund Angst vor ihm hat. Aber ich konnte es nicht. Weil ich nicht auf die Situation vorbereitet war. Weil ich überfordert war. Und weil ich meinen eignen Hund schützen wollte.
Weitere und ausführlichere Informationen findet ihr bei Vier Pfoten